NFL – Spengemann column: I’m particularly looking forward to this cracker | Sport

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag war es endlich so weit. Der Startschuss zur neuen NFL-Saison ist gefallen. Und was für einer! Im Eröffnungsspiel ließ die NFL gleich zwei absolute Schwergewichte der AFC aufeinander los: Die Baltimore Ravens mussten beim Titelverteidiger aus Kansas City ran.

Es wurde der Showdown, den sich sowohl die Liga-Verantwortlichen als auch die Fans gewünscht hatten. Die Chiefs siegten am Ende zwar 27:20, doch die Ravens hatten es im wahrsten Sinne des Wortes bis zur letzten Sekunde in der Hand, das Spiel für sich zu entscheiden.

Ein Catch von Baltimores Tight End Isaiah Likely in der Endzone bei ausgelaufener Uhr versetzte das ganze Arrowhead-Stadion regelrecht in Schockstarre. Eine erfolgreiche 2-Point-Conversion vom Sieg entfernt kam es dann für die Ravens aber zum Entsetzen.

Die Schiedsrichter warfen aus allen Kamerawinkeln noch mal einen genauen Blick auf den so wichtigen Spielzug. Sie stellten fest, dass Likelys Fuß zwar mit 99 Prozent seiner Schuhgröße 45 im Feld war, aber eben die Spitze seines großen Zehs die weiße Außenlinie berührte.

Gemäß dem Regelwerk also kein Touchdown. Und somit war der Traum der Ravens vom Auftaktsieg in allerletzter Sekunde geplatzt. 395 Yards erspielte Ravens Spielmacher mit der Offense. Doch blieben eben die wichtigen Punkte im Spiel durch kleine Fehler aus. Genau das kann sich kein Team gegen die Chiefs erlauben.

Wenn man sich mehrfach selbst so in den Fuß schießt, ist es irgendwie auch mehr als passend, wenn man dann über einen großen Zeh stolpert.

Was dieser Spielverlauf im Arrowhead-Stadion aber zeigte, ist etwas, worauf wir uns in der kommenden Saison freuen dürfen: Vollgas-Football und Spiele, die echte Krimis sein werden.

Denn speziell aufseiten der AFC haben diverse Teams so massiv aufgerüstet, um endlich auch ein Wörtchen bei der Teilnahme am Super Bowl im kommenden Februar mitreden zu können. Allen voran die Houston Texans und Miami Dolphins, beide Mannschaften haben einen Kader, bei dem das Motto für diese Saison nur heißen kann: „Tief werfen und hoch gewinnen.“

Daher freue ich mich auch besonders auf mein Spiel des Wochenendes. Die Jacksonville Jaguars gegen die Miami Dolphins. Ein Duell zweier Top-Teams, das es in sich haben wird. Miami spielte in der vergangenen Saison seine Gegner regelrecht schwindelig. Die meisten Yards und die meisten Passing-Yards pro Spiel waren das Resultat.

Dolphins Spielmacher Tua Tagovailoa und sein Speedster-Receiver Tyreek Hill werden da weitermachen wollen, wo sie vergangenes Jahr so beeindruckend aufgehört haben. Als Anerkennung wurde Hill in der Saisonpause daher auch von allen NFL-Spielern zur Nummer 1 der prestigeträchtigen Top 100 gewählt. 119 Matches für sage und schreibe 1799 Yards sind Werte, die Seltenheitswert haben.

Doch Miamis Angriff ist bei Weitem keine 2-Mann-Show. Mit Jaylen Waddle kann Spielmacher Tua auf einen weiteren Receiver vertrauen, der in der abgelaufenen Spielzeit die magische 1000-Yard-Marke geknackt hat. Zu diesem explosiven Passfänger Duo gesellt sich jetzt auch noch Neuzugang Tight End Jonnu Smith. Es wird also für die Jaguars alles andere als einfach. Erst recht, wenn man bedenkt, das für Jacksonville mit einer umgebauten Passverteidigung sich erst richtig aufeinander einspielen muss.

Es kann für die Jaguars also nur über das Thema Passrush klappen, die Angriffsmaschine der Dolphins zu stoppen. Und da stehen zwei der besten ihres Fachs im Kader der Jaguars: Josh Hines-Allen und Trevon Walker. Dieses Duo schaffte es vergangene Saison zusammen über außen 27,5-mal, den gegnerischen Spielmacher zu Fall zu bringen. Damit auch Druck durch die Mitte generiert werden kann, griff man bei Jaguars richtig tief in die Tasche und eiste für 51 Millionen Dollar Arik Armstead von den 49ers los.

Nur mit Druck ab der ersten Minute haben die Jaguars eine Chance. Denn wenn Tua Zeit hat und sein Spiel entfalten kann, dann fallen die Punkte schneller als es dem Gegner lieb ist. Bestes Beispiel war das deutliche 70:20 gegen die Broncos im vergangenen September. Die meisten Punkte für ein Team seit 1966.

Doch es ist nicht nur das Passspiel der Dolphins auf das sich Football-Fans freuen dürfen und über das sich Jaguars Defense-Coordinator Ryan Nielsen Sorgen machen muss. Auch das Laufspiel mit Raheem Mostert und De’Von Achane hat es in sich. Letzterer schaffte vergangenes Jahr beeindruckende 7,8 Yards pro Lauf. Und das in seiner ersten Spielzeit.

Am Boden oder durch die Luft: Die Dolphins können beides. Das macht sie so brandgefährlich!

Doch auch die Jaguars können richtig guten Football spielen und haben ihrerseits rund um Spielmacher Trevor Lawrence ein wirklich gutes Team geschnürt, dass den Ball schnell und effektiv bewegen kann. So gut, dass manche Experten vom Team aus Nordflorida sogar als Geheimfavorit auf den Titel sprechen.

Über 30 Grad in der feuchten Schwüle von Miami, zwei Teams, die mit Vollgas in die Saison starten und gleich ein Statement setzen wollen. Dazu zwei Spielmacher, die beweisen wollen, dass sie ihre neuen Rekordverträge wert sind – Die Zutaten für ein echtes Football-Spektakel sind also mehr als gegeben.

Daher kann ich jedem Football-Fan nur raten, mit mir „gemeinsam“ am kommenden Sonntag um 19 Uhr auf der Couch Platz zu nehmen und sich dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen.

Über diese und alle anderen Spiele und News des Wochenendes spreche ich natürlich mit meinem Kollegen Mike Stiefelhagen immer montags und freitags in unserem interaktiven NFL-Podcast „Die Pille für den Mann“.

Von: Carsten Spengemann.