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topicnews · August 30, 2024

It’s all a question of money at Eintracht

It’s all a question of money at Eintracht

Man with big ambitions: Omar Marmoush (right), who sets the pace in Eintracht’s attack, is committed to the club and did not move to England.

Turbulent ist bei Eintracht Frankfurt besonders ein Tag im Jahr: der sogenannte Deadline Day, wenn im Sommer die Transferperiode endet. Dann kommt es vor, dass sich binnen Stunden im Hinblick auf die Kaderzusammenstellung die Ereignisse überschlagen. Dass manch Personalie eine bemerkenswerte Wende mit abschließendem Knalleffekt nimmt. Wie im vergangenen Jahr in einem an Dramatik kaum zu überbietenden Transferfinale: Stürmer Randal Kolo Muani wechselte in den späten Abendstunden kurz vor Ablauf der Frist doch noch zu Paris St. Germain, weil das Transferfenster in Frankreich im Gegensatz zu Deutschland noch offen war – und die Eintracht die stolze Ablösesumme von mehr als 90 Millionen Euro für den Franzosen erhielt.

Immer die Offensivspieler: Auch Rafael Borré schloss sich auf den letzten Drücker Werder Bremen an. Und kurz vor dem Deadline Day wechselte Jesper Lindström nach Neapel. In Erinnerung bleibt auch der 31. August 2017, als Ante Rebic im letzten Moment den Weg aus Florenz zurück zur Eintracht fand – was davor als unwahrscheinlich galt. Und diesmal? Nahm der 30. August 2024, ein Freitag, bis 20 Uhr (Fristablauf in der Bundesliga) wieder einen rasanten Transferendspurt?

Zumindest nicht, was die Personalie Omar Marmoush angeht. Der ägyptische Nationalspieler war der vermeintlich prominenteste Wechselkandidat mit hohem Wert aus den eigenen Reihen. Kein Wunder, wieder ein Stürmer. Aber am Freitagmittag teilte die Eintracht dann mit, dass Marmoush an Bord bleiben werde. „Wir haben immer gesagt, dass Omar ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft ist“, äußerte sich Sportvorstand Markus Krösche.

Und weiter: „Er hatte nie die Absicht, uns zu verlassen und ist fokussiert auf unsere Aufgaben und Ziele.“ Krösche hob hervor, dass der Verein Spieler „nicht um jeden Preis“ abgebe. „Daher ist es auch dahingehend ein wichtiges Zeichen, dass Omar auch in der nächsten Saison für uns spielen wird.“ Marmoush ergriff ebenfalls das Wort: „Ich freue mich sehr auf die Saison. Die Liebe, die ich in den letzten Tagen gemerkt habe, war unglaublich und hat mich sehr berührt.“

„Mehr Wert, als der eine oder andere Euro“

Marmoush passe zur Eintracht „wie die Faust aufs Auge“, sagte wenig später Trainer Dino Toppmöller auf der wöchentlichen Pressekonferenz. Der Verbleib des Nationalspielers sei „für alle eine ganz tolle Nachricht. Omar fühlt sich hier sehr wohl. All das ist mehr Wert, als der eine oder andere Euro mehr“, so der Trainer. Der große Wunsch von Marmoush ist es, irgendwann in der Premier League zu spielen.

Und in den vergangenen Tagen kam Bewegung in die Sache. Nottingham Forest bekundete sein Interesse an dem Offensivspieler. Knackpunkt soll, wie nicht anders zu erwarten, die Ablösesumme gewesen sein. Von ihrer ursprünglichen Vorstellung in Höhe von 40 Millionen Euro soll die Eintracht, wie es hieß, zwar abgerückt sein, dem Vernehmen forderte sie nun 30 Millionen Euro. Die Engländer hingegen stellten wohl nur eine Summe von 25 Millionen Euro in Aussicht. So oder so: Wirtschaftlich hätte sich ein Verkauf des Nationalspielers auf jeden Fall für die Frankfurter ausgezahlt. Sie hatten den ehemaligen Wolfsburger 2023 ablösefrei an sich gebunden.

Sportlich hätte der Weggang von Marmoush schwer gewogen. Mit wettbewerbsübergreifend 17 Toren war er in der Vorsaison der Toptorschütze der Eintracht. Seinen großen Stellenwert bewies er vor allem als alleiniger Angreifer; Frankfurt hatte es vor einem Jahr versäumt, sich entsprechenden Ersatz für Kolo Muani zu verschaffen. In dieser Saison ist die Rollenverteilung vorne eine andere: Aktuell ist Hugo Ekitiké gesetzt. Die Verwendung als etwas dahinter platzierte zweite Spitze scheint bisher nicht die Paradeposition von Marmoush zu sein. Aber das kann sich ja noch ändern.

Krösche hätte nichts dagegen gehabt, wenn der Deadline Day ganz ruhig verlaufen wäre. Er sprach vorher von einer Art „kontrollierter Defensive“ im Wechselfinale. Nur kein Stress und Zugzwang. So verrückt wie 2023 wurde es dann auch nicht. Aber ohne Aktivität am Schlusstag und eine gewisse Anspannung scheint es in Frankfurt nicht zu gehen. Für Krösche und Sportdirektor Timmo Hardung gab es einiges zu tun. Den Anfang machte am Donnerstag Aurélio Buta. Ihn verliehen die Hessen, die an diesem Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-Bundesliga und bei Sky) in ihrem ersten Saisonheimspiel die TSG Hoffenheim empfangen, nach Frankreich zu Stade Reims in die Ligue 1. Der Klub hat eine Kaufoption (etwa fünf Millionen Euro) für den Außenbahnspieler; 2022 war er ablösefrei von Royal Antwerpen zur Eintracht gekommen.

Dahoud bereits in Frankfurt

Auf der Zugangsseite kommt nun doch ein neuer Spieler für die Sechserposition. Sein Name: Mo Dahoud. Weil sich die Eintracht mit dessen bisherigem Arbeitgeber Brighton & Hove Albion einig geworden ist, traf der 28 Jahre alte ehemalige BVB-Profi am Freitag in Frankfurt ein und absolvierte den Medizincheck. Zuletzt gehörte Dahoud in England nicht mehr dem Spieltagskader an. Ziel der Hessen war es, für das zentrale Mittelfeld einen gestandenen Spieler in ihre Reihen aufzunehmen. Dahoud begann seine Bundesligakarriere bei Borussia Mönchengladbach; zuletzt war er auf Leihbasis ein halbes Jahr lang beim VfB Stuttgart.

Nach der schweren Verletzung des 19 Jahre alten Mittelfeldtalents Oscar Hojlund, der sich in dieser Woche im Training den Mittelfuß gebrochen hatte und vermutlich zwei bis drei Monate ausfällt, hatte sich der Handlungsdruck für die Eintracht erhöht. Die hatte sich ohnehin fest vorgenommen, aufgrund des Karriereendes von Kapitän Sebastian Rode sich im zentralen Mittelfeld namhaft zu verstärken.

Der Wechsel von Wunschkandidat Pascal Groß ließ sich jedoch nicht realisieren, weil der Nationalspieler Borussia Dortmund den Vorzug gab. Dessen Absage ließ wiederum die Frankfurter umdenken, die einer Nachbesetzung dann nicht mehr höchste Priorität einräumten. Eine Zeit lang waren sie gewillt, die Lücke aus dem eigenen Bestand zu schließen.

Doch der Brasilianer Tuta gab der Sportlichen Leitung mit seiner Spielweise nicht die Sicherheit, die richtige Lösung zu sein. Auch in die Fähigkeiten von Eric Junior Dina Ebimbe fehlte offenbar das Vertrauen. Den Franzosen soll die Eintracht vielmehr zum Verkaufskandidaten erklärt haben. Nun könnte er doch bleiben. Wie der umworbene Marmoush. Der Ägypter hat dazu beigetragen, dass auch dieser Deadline Day bei der Eintracht für Spannung und Betriebsamkeit gesorgt hat. Im Vergleich zum Vorjahr hielt sich die Aufregung jedoch in Grenzen.