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topicnews · September 21, 2024

NFL: Spengemann column: “I’m a star – get me out of here!” | Sport

NFL: Spengemann column: “I’m a star – get me out of here!” | Sport

Die Carolina Panthers beweisen mal wieder das NFL auch die Abkürzung für „Nicht für lange“ stehen kann. Nach gerade mal einer Saison und nun zwei gespielten Spielen ist die Ära des jungen Hoffnungsträgers, Quarterback Bryce Young, scheinbar schon wieder beendet.

Direkt im Anschluss an die 3:26-Pleite gegen die Los Angeles Chargers stärkte Panthers Headcoach Dave Canales seinem Spielmacher noch voller Inbrunst den Rücken, als er in die Kameras sprach: „Bryce ist unser Quarterback. Man sammelt auf der Bank keine Erfahrung, man muss da durch und es auf dem Platz erleben.“ Doch nur ein paar Stunden später waren diese Worte schon vergessen. Die nächsten Spiele soll es nicht mehr Young richten, sondern Routinier Andy Dalton. Doch liegt es wirklich nur an Young? Oder ist das Problem der Panthers ein ganz anderes?

Das Team, das noch 2016 im Super Bowl stand und nur unglücklich gegen die Denver Broncos verlor, ist seit nun acht Jahren in den Playoffs nur Zuschauer. Trotz der großen Worte des neuen Besitzers David Tepper, dem das Team 2018 sage und schreibe 1,85 Milliarden Euro wert war, er würde Carolina wieder zu den sportlich erfolgreichen Zeiten zurückführen, blieb jeglicher Aufwärtstrend seither aus. Seit sechs Jahren warten die Fans des Teams nicht nur auf einen positiven Record, sondern auf jegliche Form eines Aufwärtstrends.

Nicht übel, Herr NübelNationaltorhüter beeindruckt Tom Brady

Quelle: Instagram @NFL

Diverse Trainer wurden regelrecht verbrannt: Ron Rivera, Perry Fewell, Matt Rhule, Steve Wilks, Frank Reich, Chris Tabor und jetzt der junge Canales. Keinem gelang es, das Team zurück in die Erfolgsspur zu führen.

Dazu verschliss man in Carolina Quarterbacks am laufenden Band: Cam Newton, Kyle Allen, Taylor Heinicke, Will Grier, Teddy Bridgewater, P.J. Walker, Sam Darnold oder Baker Mayfield waren nicht in der Lage Siege einzufahren und wurden beliebig ersetzt, ohne ihnen echte Chancen zu geben.

Dass die Panthers dazu auch noch Leistungsträger wie Christian McCaffrey, D.J. Moore und Brians Burns im besten Alter regelrecht an andere Teams verramscht haben, war dann die Kirsche auf der Sahne der Planlosigkeit. „Für eine bessere Zukunft“, war die Argumentation der Panthers. Doch das führte dazu, dass die Panthers momentan nicht mal im Ansatz wettbewerbsfähig sind. Und mit diesem Ist-Zustand kann es keinen Aufwärtstrend in der Zukunft geben. Doch ist der 23-jährige Spielmacher wirklich das Problem? Oder liegt dieses vielleicht ein paar Ebenen höher? Nämlich bei den Entscheidungsträgern rund um den Besitzer?

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Noch im Jahr 2023 waren die Panthers im Draft willens, ihre gesamte Zukunft auf Youngs Talent zu setzen. Carolina wäre an Position neun an der Reihe gewesen, sich für ihren Spieler zu entscheiden. Zu spät aus Sicht der Panthers und so machte man den Bears für deren „Firstoverallpick“ ein Angebot, dass diese nicht ablehnen konnten. Zwei Erstrundenpicks und zwei Zweitrundenpicks in den kommenden Drafts plus ihren Wide Receiver DJ Moore war den Panthers das Recht als allererster auswählen zu dürfen wert. Und Carolina entschied sich mit diesem kostspieligen Pick für Young.

Young ist nun in seinem zweiten NFL-Jahr, hat dabei nun schon seinen dritten Coach, den zweiten General Manager und erspielte unter diesen erschwerten Bedingungen magere zwei Siege bei sechzehn Niederlagen. Natürlich führt das zu Frust bei den Mitspielern und zu Wut bei den Fans auf den Rängen.

Dieser Druck kann an keinem Anfang Zwanzigjährigen einfach spurlos vorbeigehen. Es ist klar, dass der junge Quarterback mit jedem Spiel noch verunsicherter spielte, Defensiv-Formationen nicht erkannte und somit ein schlechtes Play nach dem anderen ablieferte.

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Doch meiner Meinung nach wird Andy Dalton, der letztes Jahr schon einspringen musste, und auch nicht mit Highlight-Football glänzte, das Problem der Panthers nicht lösen, sondern nur verschleiern.

Junge Quarterbacks brauchen Zeit und Vertrauen, um sich an die NFL zu gewöhnen. Bestes Beispiel sind die Top Picks des letzten Drafts bei den Bears, Commander und Broncos. Dort haben die Rookies Caleb Williams, Jayden Daniels und Bo Nix auch noch nichts bewegen können. Sie stehen nach zwei Wochen noch ohne einen von ihnen erspielten Touchdown da. Dafür warfen sie zusammen ganze sechs Interceptions. Die NFL ist eben ein anderer Level als College Football.

Tom Brady brachte es in einem Interview zuletzt sehr treffend auf den Punkt. Früher gab man jungen Spielmachern Zeit. Man ließ sie von erfahrenen und guten Spielern lernen, bis sie reif waren, den Sprung in das Haifischbecken NFL zu machen.

First Pick Caleb Williams hat noch kein Touchdown erzielt, allerdings schon zwei Interceptions geworfen

First Pick Caleb Williams hat noch kein Touchdown erzielt, allerdings schon zwei Interceptions geworfen

Foto: TIM WARNER/Getty Images via AFP

Egal, ob Patrick Mahomes, der bei den Chiefs hinter Alex Smith aufgebaut wurde, oder Aaron Rodgers, der eine Ewigkeit hinter der Packers-Legende Brett Favre auf seine Zeit warten musste, die Liste der Beispiele das „Gut Ding Weile haben will“ ist lang und vor allem aussagekräftig.

Doch statt Young aufzubauen, beginnt nun also die endgültige Demontage. Mit dieser Entscheidung hat man nicht nur Young, sondern auch den Fans rund um den Globus den letzten Funken Hoffnung genommen.

Im Gegenteil! Du wirfst alles weg, ohne die endgültige Entwicklung abzuwarten. Würde sich Young erholen, könnte es einen Ruck geben. Zur Not eine Wertsteigerung, die man für einen Trade und neues Kapital nutzen könnte, wenn man zukünftig auf einen neuen Quarterback setzen möchte.

Ihn jetzt aber zu benchen, ist das Ende.

Er kostet garantiertes Geld (noch zweieinhalb Jahre seines Vierjahresvertrags über 37,9 Millionen Dollar sind vollständig garantiert) und die Chancen auf die Playoffs werden sich durch Dalton nicht erhöhen. Kurzfristig mag es vielleicht einen Effekt haben und mit Dalton holt das Team vielleicht ein oder zwei Siege mehr. Aber im Großen und Ganzen hat man sich die letzte kleine Hoffnung geraubt. Der Plan der Carolina Panthers einen Fehler mit einem Fehler wieder auszugleichen kann und wird auf langer Sicht nicht funktionieren, da das Team für Young zu viele Picks investiert hat, die jetzt im langfristigen Aufbau einer gesamten Mannschaft fehlen.

Daher bleibt Young nur zu wünschen, dass er frei nach dem berühmten Satz aus einer deutschen Fernsehendung „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ irgendwo eine zweite Chance bekommen wird, sein Talent gefördert zu bekommen.

Über dieses Thema und alle anderen Spiele und News rund um das kommende Wochenende spreche ich natürlich mit meinem Kollegen Mike Stiefelhagen in der neuesten Folge unseres interaktiven NFL-Podcasts „Die Pille für den Mann“. Wem das noch nicht reicht, der bekommt noch mehr in YouTube-Format „Stoned Lack“.

Von: Carsten Spengemann.