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topicnews · September 20, 2024

State of the League study exclusive: Lack of women in German professional football

State of the League study exclusive: Lack of women in German professional football

„Frau sein ist eine Superpower. Wir brauchen Euch!“ Marleen Groß ist Direktorin beim FC Schalke 04, sie verantwortet das Marketing eines Vereins, dessen Mitgliederzahl der Marke von 200.000 inzwischen recht nahe kommt, es fehlen noch rund 10.000. Am Mittwochnachmittag steht Marleen Groß im Saal „Golden Goal“, DFB-Campus in Frankfurt, zweite Etage. Vor sich hat sie 150 Frauen, Absolventinnen, young professionals.

Sie haben 49 Euro gezahlt, um beim „Women in Football“-Summit dabei zu sein. Das Interesse an diesem Gipfel, den der Deutsche Fußball-Bund, die Bildungsakademie des VfB Stuttgart, das Internationale Fußball-Institut und die Deutsche Fußball Liga organisiert haben, war noch größer, es wären auch 200 Frauen gekommen, heißt es, die Kapazitäten waren begrenzt.

Es geht ums Kennenlernen, ums Netzwerken, um Chancen. Um die Karrierechancen als Frau im Fußball. Und so hat es eben auch einen Grund, dass es um „Superpowers“ geht, um Kräfte wie bei Superheldinnen, es hat einen Grund, dass die Schalke-Direktorin Marleen Groß den 150 Frauen „Wir brauchen euch!“ zuruft. Der Grund sind: Männer. Männer im Fußball. Männer im Fußball, die Frauen nichts zutrauen.

Keine Frau im Top-Management

„Lage der Liga“ heißt der Bericht, der diesen Befund für die Saison 2023/24 mit Zahlen belegt und der F.A.S. exklusiv vorliegt. Den ersten Jahresbericht dieser Art in Auftrag gegeben hat die FKM, die gemeinnützige GmbH „Fußball kann mehr“. Vorbild sind die Befragungen der deutsch-schwedischen AllBright-Stiftung, die erhebt und in Ranglisten festhält, wie viele Frauen in führenden Positionen bei im Dax notierten Unternehmen arbeiten, und inzwischen auch bei Familienunternehmen.

32 der 36 Erst- und Zweitligaklubs haben bei der Befragung mitgemacht (nicht dabei: Leverkusen, Darmstadt, Kiel und Wehen Wiesbaden), und die Lage der Liga ist diese: Von 32 Klubs hatten 28 im Erhebungszeitraum, Mai und Juni 2024, keine Frau im Top-Management, in der hauptamtlich operativen Führungsebene. In fünfzehn Klubs blieben im Kontrollgremium, das für die Ernennung und Entlassung des Top-Managements zuständig ist, Männer unter sich. In sechzehn Klubs waren die Aufsichtsratsposten ausschließlich von Männern besetzt. Und in fünf Vereinen, die an der Befragung teilgenommen haben, sind auch in Führungspositionen, die direkt an das Top-Management berichten („direct reports“), keine Frauen angestellt.

Die Lage der Liga ist also düster. Oder, wie Wiebke Andersen, die Ko-Geschäftsführerin der AllBright-Stiftung, in dem Bericht zitiert wird: „Die deutschen Unternehmen liegen im internationalen Vergleich beim Thema Chancengleichheit und Diversität in der Führung schon weit zurück, aber die Fußballbranche steht noch mal deutlich krasser da.“ Männer, die sich nur von Männern berichten lassen und sich ihr Wirken von Männern absegnen lassen, das gab es auch in der abgelaufenen Saison noch im deutschen Profi-Fußball: in Hannover und Karlsruhe.

Und in vielen, vielen deutschen Profi-Klubs, mittelständischen Unternehmungen, Anbieter eines Produkts, das sie in der Premiumklasse verorten, sieht es kaum besser aus. Eine verbindliche Quote von mehr als 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten, Präsidien, Vorständen und Geschäftsführungen hatte die FKM-Initiative bei ihrer Gründung bis 2024 gefordert, zudem die Besetzung jedes Vorstands, jeder Geschäftsführung mit mindestens einer Frau und die paritätische Besetzung der zweiten Führungsebene, also in etwa zur Hälfte mit Frauen. Die Welt des deutschen Profifußballs, die Welt der Fußball-Entscheider im Jahr 2024 sieht ganz anders aus.

„Wir brauchen euch!“

Marleen Groß ruft den 150 Frauen im „Saal „Golden Goal“ eben auch deshalb „Wir brauchen euch!“ zu, weil Frauen im Fußball nach wie vor gegen „Betonwände“ laufen. Das sagt, im selben Panel der- selben Veranstaltung, Bianca Rech, die Direktorin des FC Bayern München für Frauenfußball.

Das Vorurteil spielt also nicht nur weiter mit, es gestaltet vielfach die Spielregeln. „Wenn es darum geht, eine weibliche Führungskraft einzustellen, ist die Kompetenzvermutung oft weiterhin nicht da“, sagt Katja Kraus, einst Torfrau in der Nationalmannschaft, dann Vorständin beim Hamburger Sport-Verein, Mitinitiatorin von FKM, der F.A.S. Auch im Jahr 2024, sagt Kraus, zeige sich: „Vorurteile sind manifest. Dass Frauen das Spiel verstehen oder eine Gremiensitzung professionell leiten, wird noch immer nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet.“

Dabei bietet der sprichwörtlich „schnelllebige“ Fußball, mehr noch als andere Branchen, immer wieder zahlreiche Aufstiegschancen. 47 der 84 Positionen im Top-Management, über die die Klubs für den „Lage der Liga“-Bericht Auskunft gaben, wurden in den vergangenen fünf Jahren besetzt. 78 dieser Positionen sind von Männern besetzt. In Dax-40-Unternehmen, zitiert der Bericht den Stand von Januar 2023, seien bei Neubesetzungen 50 Prozent der Stellen mit Frauen besetzt worden.

Beim „Women in Football“-Gipfel am Mittwoch ist auch Axel Hellmann dabei, der Vorstandssprecher der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Seine Firma hatte im Erhebungszeitraum drei von 18 direkt berichtenden Positionen mit Frauen besetzt, inzwischen hat die Eintracht Frankfurt Fußball AG Christine Thoma von McKinsey geholt und zur Personalchefin gemacht, zudem zwei Geschäftsführerinnen in Tochtergesellschaften der AG eingestellt.

„Noch nicht in Gang gebracht“

Aber die Zahlen des Berichts, sagt Hellmann, „machen einen nicht zufrieden. Ich neige dazu, sich lieber Wahrheiten ins Gesicht zu sagen und Realitäten zu vergegenwärtigen und sich mit den Folgen auseinandersetzen, als sich die Welt schönzureden. Wir starten auf einem Niveau, das alles andere als gut ist.“

Hellmann vertritt gleichwohl die Ansicht, dass Fortschritte auf der operativen Ebene „unverkennbar“ seien: „Auf der Managementebene, dort, wo top down entschieden werden kann.“ Das sei seine „subjektive Wahrnehmung bei Eintracht Frankfurt und auch in der Liga“. Im „war of talents“ mit Firmen auf anderen Geschäftsfeldern um gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter biete sein Unternehmen Teilzeitmodelle, Homeoffice und Kinderbetreuungsgeld. Personalchefin Thoma sei Rollenvorbild und habe den Auftrag, die Förderung von Frauen weiter voranzutreiben.

Bianca Rech is FC Bayern Munich’s director of women’s football.Image Alliance

But, Hellmann asks in an interview with FAS: “What about the leadership positions that result from a different governance structure, from the bottom up?” Where they have supervisory boards and presidents elected through membership, who appoint boards and management teams. I am an advocate of 50+1, but the gravity of filling top positions cannot be properly represented using the Allbright method. This part also shows bad figures, but does not address those it should address.”

A “credible bottom-up process”, Hellmann told the 150 women in the “Golden Goal” hall, has “not yet been set in motion at Eintracht Frankfurt” – Hellmann means the club. The supervisory board of Eintracht AG is made up entirely of men, and the first woman was recently elected to the club’s executive committee.

Hellmann’s view of faster, more open-minded, and indeed modern management and the key forces that set the tone at meetings and in club committees is exciting because it touches on the plate tectonics of the industry. Opposition comes from Nicole Kumpis, the president of Eintracht Braunschweig, the only female president in German professional football, among others.

“I’m coming out of the curve”

Kumpis, who was elected to office in 2022 at an extraordinary general meeting against a male candidate and re-elected in January 2024, said of himself in the “Golden Goal” hall: “I come from the curve. Our membership obviously ticks differently than that of Eintracht Frankfurt.” Kumpis is one of three women on the supervisory board of Eintracht Braunschweig GmbH & Co KGaA; of ten directly reporting positions in the outsourced professional football company, three are held by women.

Laura Becker, head of human resources at FC St. Pauli, makes it clear that the decisions made by members in her club, a classic registered association, represent the “management of our company”, from top to bottom. In 2019, the members of the Hamburg club decided on “gender-balanced full-time employment”; at that time, “the quota was zero”, Laura Becker tells the 150 participants in the “Golden Goal” hall. The quota was approved.

The debate about the quota “led to more women being interested and applying,” says Becker. The quota was not even used in the vote because more female applicants were chosen. The majority of the supervisory board is now made up of women. FC St. Pauli also comes out well in the “State of the League” report; however, not when it comes to “direct reports.” Only a fifth of the positions are filled by women.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.


The “hidden champion” in this category in the “State of the League” report is SV Elversberg eV, where women work in four of eight directly reporting positions. According to the Elversberg board quoted in the report, Marc Strauss “did not focus on diversity criteria when selecting personnel,” even though the club is convinced that it can “benefit greatly from a workforce that is as diverse as possible.” But even in Elversberg, it is clear that not all committees are filled in an exemplary manner: the board and supervisory board in Elversberg are made up of men, and a woman sits next to six men on the executive committee.

“Make yourselves visible!”

Katja Kraus often thinks that the club’s membership is more progressive than the decision-makers: “Sure, when asked: ‘Do you want to be Champions League winners or have women on the board?’ a majority might say: ‘Champions League winners!’ But if you explain why the probability of success increases with diverse leadership, then everyone really understands.” Hellmann says that at Eintracht Frankfurt, a “mandate for the ‘classic club committees’ is needed: “We have to create the sensitivity that recognizes that diverse teams mean higher performance. I’m not sure whether everyone feels the same about being a member.”

“Of course, the most important lever for change lies with the decision-makers,” says Katja Kraus. “The supervisory boards are responsible for appointing members to the executive boards.” She recommends the Corporate Governance Code as a target: 30 percent women. 29 out of 32 professional clubs have achieved this mark.

Nicole Kumpis is president of Eintracht Braunschweig.
Nicole Kumpis is president of Eintracht Braunschweig.Image Alliance

Professional football also clearly has a significant diversity problem, whatever its decision-makers think about the quota, if clubs already have such difficulties in getting a group that makes up 50 percent of the people living in Germany into top positions. The industry seems to suffer from a lack of perception. In any case, the participants of the “Women in Football” summit are repeatedly given one piece of advice: “Make yourselves visible!”

Nicole Kumpis, the president of Eintracht Braunschweig, says that we are only talking about one dimension of diversity: at 51, I am one of the young ones. We also need the perspective of 30-year-olds. Systems reproduce themselves, white men make decisions behind closed doors. Nicole Kumpis also calls out to the 150 women in the “Golden Goal” hall: “Make yourselves visible and strong!” The overlap with Hellmann’s realization that who could occupy top positions in ten years’ time must be identified today is as obvious as the industry’s previous lack of perception. FKM announces that the “State of the League” report will be published every year in the future.