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topicnews · September 12, 2024

Tennis: The hard truth about Alexander Zverev | Sport

Tennis: The hard truth about Alexander Zverev | Sport

Auch bei seinem 34. Auftritt bei einem Grand-Slam-Turnier reichte es nicht zum Titel. „Ich habe keine Antworten“, sagte Alexander Zverev (27) nach dem 6:7, 6:3, 4:6, 6:7 gegen Taylor Fritz (26) und dem Aus im Viertelfinale der US Open. Die harte Wahrheit ist: Sollte der Deutsche sich nicht grundlegend ändern, wird er nie eines der vier großen Turniere gewinnen.

Auch wenn Zverev keine Antworten auf seine immer wieder schwankenden Leistungen in den wichtigen Spielen seiner Karriere hat, so weiß er genau, dass ihm die Zeit wegläuft („Ich bin 27 Jahre alt, ich werde 28 nächstes Jahr, aber ich habe keinen gewonnen“).

Fakt ist: In den vergangenen 25 Jahren holten bei den Herren nur der Schweizer Stan Wawrinka (39) und der Kroate Goran Ivanisevic (52) ihren ersten Grand-Slam-Titel in einem höheren Alter – mit 28 und 29 Jahren. Boris Becker (56) hatte mit 23 Jahren bereits fünf seiner sechs Grand-Slam-Turniere gewonnen.

Fakt ist auch: Immer wieder ziehen Spieler im Laufe der Jahre an Zverev vorbei. Wie jetzt der Weltranglisten-Siebte Fritz, gegen den er nach Wimbledon zum zweiten Mal in diesem Jahr bei einem Grand-Slam-Turnier unterlag.

Das große Problem ist: Zverev entwickelt sich nicht so weiter, wie er es muss, um einen Grand-Slam-Triumph zu feiern. Olympiasieger und Weltmeister ist er geworden. Er steht seit Jahren in der Weltspitze, rückte jetzt nach den US Open sogar vor auf Platz 2 der Weltrangliste. Das sind großartige Erfolge. Doch die Währung, die im Tennis zählt, sind Grand-Slam-Titel.

Im Finale der French Open gab es für Zverev (l.) gegen Carlos Alcaraz (Spanien) eine Fünf-Satz-Niederlage

Foto: picture alliance / DeFodi Images

Zverev muss viele Dinge ändern.

[–> Sein Spiel

Gegen Fritz stand er wieder zu weit hinter der Grundlinie, agierte oft zu defensiv. Seit Jahren wird das von den Experten kritisiert. Aber hat er sein Spiel geändert? Nein. Zverev ist 1,98 Meter groß, ist ausgestattet mit einem starken Aufschlag und einem guten Volleyspiel, aber er geht nicht oft genug nach vorne. Obwohl seine Erfolgsquote am Netz (78 Prozent) gegen Fritz sensationell war. Das kann auch ein mentales Problem sein. Becker sagte, Zverev wirke wie gehemmt, als würde er mit Handbremse spielen.

Party ohne EndeUS-Open-Siegerin kann nicht aufhören zu feiern

Video: Party ohne Ende – US-Open-Siegerin kann nicht aufhören zu feiern

Quelle: Sportdeutschland.TV/Instagram: @arynasabalenka

[–> Seine Einstellung

Zverev sucht immer wieder Ausreden. Gegen Fritz war es sein Schläger („Ich habe kein Gefühl im Schläger gehabt, null Komma null“). Zverev bescheinigte sich einen „bodenlosen“ Auftritt, wertet mit solchen Aussagen leider auch die Leistung seines Gegners ab. Die Wahrheit ist: Er spielte nicht bodenlos, aber Fritz war mutig, offensiver – und besser.

[–> Sein Auftreten

Immer wieder wird gemeckert. Am meisten mit seiner Box. Zverev ist dann am besten, wenn er bei sich bleibt. Es gab nur einen, der durchs Meckern besser wurde: John McEnroe.

Tennis-Star Alexander Zverev in Aktion

Tennis-Star Alexander Zverev in Aktion

Foto: Pamela Smith/AP/dpa

[–> Sein Umfeld

Zverev hat schon viele Trainer verschlissen. Am Ende landet er dann wieder bei seinem Vater. Er muss raus aus der familiären Komfortzone. Und er muss seinen Trainer respektieren und den Ratschlägen folgen. Becker wäre da genau der Richtige. Boris würde sein Spiel offensiver machen, wie er es bei Djokovic getan hat, mit dem er sechs Grand-Slam-Turniere gewann. Und er würde ihm mental helfen. Wenn jemand weiß, wie man große Spiele gewinnt, dann Becker.

Zverev steht an einem Scheidepunkt seiner Karriere. Er muss jetzt eine ehrliche Analyse machen. Zumal er vor den US Open noch glaubte, „auf dem richtigen Weg“ zu sein.

Federer, Nadal, Djokovic – sie sind über die Jahre ganz oben geblieben, weil sie ihrem Spiel immer wieder neue Elemente hinzufügten. Weil sie wissbegierig waren und Input von außen genutzt haben. Sollte Zverev das nicht gelingen, wird man sich an ihn erinnern als einen der besten Spieler, die nie einen Grand-Slam-Titel geholt haben.