close
close

topicnews · September 7, 2024

Jessica Pegula in the US Open Grand Slam final against Aryna Sabalenka

Jessica Pegula in the US Open Grand Slam final against Aryna Sabalenka

Man muss sich das mal vorstellen: Jessica Pegula lag in ihrem Halbfinal-Match bei den US Open am späten Donnerstagabend gegen Karolina Muchova schon mit 1:6, 0:2 und 30:40 zurück. Ihre Gegnerin spielte unglaubliches Tennis, der erste Satz dauerte nicht länger als eine halbe Stunde. Dann schob Muchova einen einfachen Vorhandvolley hinter die Grundlinie.

Es war der nicht mehr für möglich gehaltene Wendepunkt in einem Spiel, das die amerikanischen Fans in der Arthur-Ashe-Arena von New York eigentlich schon abgeschenkt hatten. Sie hatten sich nach dem Ausscheiden von Emma Navarro im ersten Halbfinale des Tages so sehr gewünscht, dass wenigstens eine Amerikanerin das Finale erreichen würde.

Aus der Enttäuschung über den Fehlstart von Pegula wurde pures Erstaunen. Im dritten Satz wurde es gar wild auf den Tribünen. Das lag am näher kommenden Sieg der 30-Jährigen, die am Ende mit 1:6, 6:4 und 6:2 ein immer einseitigeres Match gewann und nun zum ersten Mal in ihrer Karriere in einem Grand-Slam-Endspiel steht. Dort wird Pegula am Samstag um 16 Uhr (bei Sky und Sportdeutschland.TV) deutscher Zeit auf Aryna Sabalenka treffen, die Navarro in einem ebenfalls mitreißenden Spiel bezwungen hat.

Eine extrem kluge Spielerin

Sabalenka, im WTA-Ranking auf Platz zwei geführt, geht als Favoritin in das Frauen-Finale bei den US Open. Pegula ist das sehr recht. Gegen Muchova war sie in der Sabalenka-Rolle – und tat sich damit anderthalb Sätze schwer. Aber die Bürde ist natürlich groß. Am Sonntag ­erwartet eine ganze tennisbegeisterte Nation nichts weniger als den Titel von Pegula.

Im vergangenen Jahr siegte Coco Gauff in New York, es war eine kitschig-romantische Geschichte. Pegula strahlt nicht so hell wie Gauff, sie spielt auch nicht so spektakulär wie Sabalenka oder so gefühlvoll wie Muchova. Die Spät-Starterin verfügt nicht über einen gigantischen Aufschlag, auch sonst nicht über herausragende andere Schläge. Sie ist nicht die Schnellste oder eine überragende Athletin. Aber – und das ist ihre größte Stärke – sie ist eine extrem kluge Spielerin, die es immer wieder schafft, Wege zu finden, um Matches zu gewinnen.

Gegen Muchova, als sie scheinbar schon aussichtslos hinten lag, war das gut zu beobachten. Vor ihrem Einzug ins Finale in New York war Pegula sechs Mal im Viertelfinale bei einem der vier großen Grand-Slam-Turniere ausgeschieden. Dieses Mal, so dachten viele, würde wieder in der Runde der letzten Acht Schluss sein. Ihre Gegnerin hieß Iga Swiatek. Aber Pegula, die Tochter eines milliardenschweren Öl-Magnaten aus Buffalo, überwand sich selbst und siegte gegen die Weltranglistenerste klar in zwei Sätzen.

Mit diesem Sieg in der Tennis-Tasche geht nun vieles leichter. „Es war ein bisschen Glück dabei, irgendwann habe ich meine Beine wieder gefunden. Ich kann gar nicht richtig sagen, wie ich es umgebogen habe“, sagte sie nach dem Sieg über Karolina Muchova. Pegula macht nicht viel Aufhebens um sich. Ihre Analysen sind nüchtern, nie spricht sie ein Wort mehr als nötig. Sie fährt damit in New York bisher goldrichtig. Mit 30 Jahren hat sie nun die erste und vielleicht auch letzte Chance, einen Major-Titel zu gewinnen.