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topicnews · September 1, 2024

Paralympics im Telegramm: „Es hieß, dass der Start sicher ist“, kritisieren Leipzigs Triathleten

Paralympics im Telegramm: „Es hieß, dass der Start sicher ist“, kritisieren Leipzigs Triathleten

Paris. Vom Ausscheiden im Vorlauf bis zur Medaillensensation, von der Einwechslung bei der Nationalmannschaft bis zum lockeren Spruch vor laufenden Kameras: Im Paralympics-Telegramm sammeln wir alle wichtigen News rund um die Leipziger Sportstars bei den Paralympischen Sommerspielen in Paris.

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Leipziger Triathleten von Verschiebung kalt erwischt

01.09.; 11:15 Uhr: Der Leipziger Max Gelhaar war um 4.30 Uhr gerade aufgestanden, als Bundestrainer Ton Kosmehl die schlechten Nachrichten überbrachte. „Ich habe mir gerade die Zähne geputzt, da kam mein Trainer um die Ecke und hat gesagt, dass ich mich wieder hinlegen kann“, berichtet der Triathlet der LVZ. Der 26-Jährige hätte eigentlich um 9.25 Uhr in der Startklasse PTS3 für seinen Paralympischen Wettkampf in die Seine springen sollen, doch dann kam alles anders. Gegen 3.30 Uhr in der Nacht hatte der Weltverband der Triathleten in einer Krisensitzung mit den Ausrichtern der Spiele und den Behörden, die den Fluss in der französischen Metropole überwachen, die schwere Entscheidung getroffen: Alle elf Wettkämpfe wurden auf den Montag verschoben.

Gelhaar versuchte das Beste aus der Situation zu machen – und legte sich wieder schlafen. Ähnlich locker versuchte auch Titelverteidiger Martin Schulz die Situation zu nehmen. „Das hat das Frühstück entspannter gemacht“, scherzte er in einer kurzen Sprachnachricht. Dass die News am Morgen ihre Pläne natürlich mächtig umgeworfen hatten und durchaus die Nerven belasteten, sprach das Duo frei aus. „Es ist ärgerlich, weil es gestern Abend noch hieß, dass der Start sicher ist“, kritisiert Gelhaar die Zusagen der Veranstalter. Und auch der deutsche Fahnenträger Schulz ist etwas angefressen: „Es kam jetzt wirklich überraschend. Beim Briefing wurde uns noch gesagt, dass der Regen keinen nennenswerten Einfluss auf die Seine haben würde. Als gestern die Streckenbesichtigung abgesagt wurde, haben wir alle noch gedacht, dass das nur eine absolute Vorsichtsmaßnahme ist.“

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Für die beiden Leistungssportler gilt es nun, die Vorbereitung des Vortags zu wiederholen. Ein kleiner Shake-out-Run beziehungsweise eine kleine Einheit auf dem Rad, viel Ruhe und natürlich jede Menge Kohlenhydrate am Abend. „Das sind Dinge, die wir nicht ändern können. Wir versuchen also ganz cool und locker zu bleiben, den normalen Rhythmus weiterzuführen – vielleicht sogar ein ganz bisschen zu trainieren“, so Schulz. Für ihn wird es nun also am Montag ab 12.20 Uhr um die dritte Goldmedaille in Folge gehen.

Wasserqualität zu schlecht: Triathlon verschoben

01.09.; 7:45 Uhr: Priorität habe immer die Gesundheit der Athletinnen und Athleten, begründeten die Organisatoren des Paralympischen Triathlon eine weitreichende Entscheidung, die sie am frühen Sonntagmorgen getroffen hatten. Die obligatorischen Tests der Wasserqualität in der Nacht zu Sonntag hatten gezeigt, dass mehrere Grenzwerte nicht mehr eingehalten werden. In einer Krisensitzung gegen 3.30 Uhr in der Nacht haben der Weltverband der Triathleten zusammen mit dem Ausrichter der Paralympics dann entschieden, die Veranstaltung auf Montag zu vertagen. Zunächst wurden die Sportlerinnen und Sportler sowie ihre Trainer informiert, um 5.39 Uhr folgte dann ein Schreiben an die Medien.

Alle elf Startklassen sollen dann ab 8 Uhr morgens erneut ihr Glück versuchen – wenn die Wasserwerte es zulassen. Eine solche Verschiebung ist nach LVZ-Informationen noch ein weiteres Mal möglich, der Dienstag gilt als letzte Ausweichoptionen. Andernfalls könnte ein Duathlon, also ein Wettkampf aus Radfahren und Laufen, ohne das Schwimmen in der Seine, ausgetragen werden.

Für die beiden Leipziger Max Gelhaar und Titelverteidiger Martin Schulz ein Rückschlag. Sie waren gut vorbereitet, wollten am Sonntag ab 9.25 Uhr (Gelhaar) und 12.20 Uhr (Schulz) um Medaillen kämpfen.

Schwimmtrainer Heiner unterstützt seine Schützlinge

31.08.; 17:05 Uhr: In weniger als 24 Stunden steht bereits fest, ob und welche Medaillen die Leipziger Martin Schulz und Max Gelhaar aus Groß-Paris nach Klein-Paris mitnehmen werden. Um das Duo dabei so gut wie möglich zu unterstützen, hat sich auch ihr Schwimmcoach Jackie Heiner in Paris eingefunden. Am Nachmittag besuchte der sächsische Landestrainer die Strecke am Pont Alexandre III, sprach mit der LVZ über den anstehenden Wettkampf.

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„Die beiden sind gut vorbereitet, gehören in ihren Startklassen zu den besten Schwimmern“, berichtet Heiner. Dass die Strömung der Seine dieser Tage etwas schwächer ist, als noch vor einigen Wochen bei Olympia, sei dennoch eine gute Nachricht. „Selbst Martin hätte sonst Probleme bekommen“, rechnet der Coach vor. Doch die rund 1,4 m/s Fließgeschwindigkeit sei ein Ding der Vergangenheit. „Ich denke nicht, dass der Regen gestern und heute daran noch viel ändert“, so Heiner zuversichtlich.

Mit einer guten Leistung im Wasser, trockenen Bedingungen auf Rad- und Laufstrecke traut er beiden den Titel zu. Schulz profitiere bei all dem Trubel des XXL-Events sehr von seiner Erfahrung. „Für Max ist das noch neu, aber bei seinen Wettkämpfen in diesem Jahr war er immer stark. Auch er hat das Zeug zu Gold“, so die Einschätzung vorab.

Sollten seine Schützlinge Medaillen holen, wird ihr Schwimmtrainer jedoch nur eine der beiden live miterleben. Durch die Verschiebung aller Startklassen verpasst der Coach den Wettkampf von Schulz, der um 12.20 statt 10.20 Uhr in die Seine springen soll. Dann wird Heiner schon in Richtung Fernzug unterwegs sein. „Auf dem Handy wird der Stream aber laufen!“

Leipziger Rugby-Asse: „Bestes Spiel gegen USA jemals“

31.08.; 14:15 Uhr: So nah dran an einem Sieg gegen das Top-Team aus den USA war die deutsche Rollstuhlrugby-Mannschaft noch nie. Bis in die Schlussphase hatte die Truppe von Bundestrainer Christoph Werner mitgehalten, stets einen knappen Rückstand von nur zwei, drei Punkten gehalten. „Wenn wir sie schon an der Klippe haben, müssen wir sie auch runterstoßen. Das muss in den nächsten Spielen besser werden“, kritisierte Leipziger Jens Sauerbier, der mit der Teamleistung dennoch sehr zufrieden war. „Das war das bislang beste Spiel, das jemals eine deutsche Mannschaft gegen Amerika gemacht hat. Ein Team, das egal ob WM oder Paralympics immer auf dem Podest ist. Wir waren sehr, sehr nah dran“, erklärte der 37-Jährige.

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Ohne Sieg in der Gruppenphase, aber weiterhin mit viel Motivation, geht es für Deutschland nun im unteren Turnierbaum weiter. In den Play-offs ist nun bestenfalls der 5. Platz möglich – genau den hat nun auch der Leipziger Führungsspieler Josco Wilke im Visier. „Am Ende waren es Kleinigkeiten, ein paar dumme Fehler, die heute den Unterschied gemacht haben“, so seine Analyse. Die Konsequenz für das wichtige Match am Sonntag: Wenn wir noch eine Schippe drauflegen, die kleinen Fehler abstellen, ist hier alles möglich!“

Teamkollege Sauerbier weiß auch schon, gegen wen das entscheidende Match gewonnen werden soll: „Für die Play-offs würde ich mir Dänemark wünschen. Mit denen haben wir noch eine Rechnung offen. Wenn wir die bekommen, dann spielen wir am Montag um Platz 5! Dafür werden wir alles geben!“

Rugby-Niederlage gegen die USA

31.08.; 13.05 Uhr: Zur Halbzeit war noch alles möglich. Mit 24:27 lag das deutsche Rollstuhlrugby-Team im finalen Gruppenspiel gegen die USA knapp hinten, steckte in der zehnminütigen Unterbrechung die Köpfe zusammen, um eine Strategie für den ersten Sieg des Paralympischen Turniers zu finden. Der Leipziger Führungsspieler Josco Wilke hatte die ersten 16 Minuten durchgespielt, Taktikfuchs Jens Sauerbier von der Bank aus analysiert. Klare Erkenntnis im dritten Viertel: Deutschland war auf Augenhöhe, konnte den knappen Rückstand aber nicht mehr aufholen. Im letzten Durchgang brachte mehr Risiko auch keinen Erfolg, ließ den Rückstand noch steigen. Die gute Nachricht: nach der 47:57-Niederlage ist noch lange nicht Schluss.

Das Prozedere ist schnell erklärt: Für alle acht Teams geht es in die Play-offs. Bei den besten Vier entspricht das dem Halbfinale, für die schlechteren Vier geht es in die sogenannten „Qualifications“. Wer hier gewinnt, zieht ins Spiel um Platz 5 ein, wer verliert, spielt um Rang 7. Für Deutschland war also schon vor dem Match gegen die USA klar, dass der 5. Platz noch möglich ist. Es hätte einen sehr hohen Sieg gegen die USA und eine deutliche Pleite von Kanada gegen Japan benötigt, um daran noch etwas zu ändern und sogar ins Halbfinale einzuziehen. Alles nur Theorie. In der Praxis klärt sich Deutschlands Gegner am Abend, dann werden die Karten für das Sonntag-Match neu gemischt und Rang 5 wird anvisiert.

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Der Family- and Friends-Block von Wilke wäre übrigens noch ein paar Fans größer, wenn sich die deutschen Anhänger nicht auf die halbe Halle hätten verteilen müssen. Das Ticket-System der Spiele in Paris lässt keine freie Platzwahl zu. Wer zusammensitzen möchte, muss also alle Karten in einem Schwung kaufen oder mächtig Glück haben. Das Problem: Eine Person kann immer nur eine begrenzte Anzahl an Tickets kaufen, weshalb nur selten mehr als zehn befreundete Fans beisammen sind. Der Stimmung in der ausverkauften Halle sollte das keinen Abriss tun! Tausende Franzosen hatten sich bereits für das anschließende Match ihrer Helden eingefunden und machten im Vorfeld für jeden gelungen Spielzug auf dem Parkett mächtig Lärm.

Musiker Clueso tritt im Deutschen Haus auf

31.08.; 11 Uhr: Diese Nachricht dürfte viele Sportlerinnen und Sportler sowie ihre Fans vor Ort freuen: Der Musiker Clueso tritt am Samstagabend im Deutschen Haus in Paris bei den Paralympics auf. Mit seinem Song „Für Immer Jetzt“ hatte er die Hymne für das Team Deutschland bei den Spielen geschrieben. Nun schaut er auch persönlich vorbei und wird dieses und weitere Lieder live im Stade Jean-Bouin performen. Sein Auftritt soll nach dem Spiel der Rollstuhlbasketballer gegen Frankreich (gegen 22.30 Uhr) beginnen. Die Show ist vor allem für die Athleten gedacht – und Fans, die es sich leisten können. Der Tagespass (16 bis 2 Uhr) für das Deutsche Haus kostet 290 Euro für Vollzahler, Menschen mit einer Ermäßigung können bereits für 190 Euro, Kinder für 80 Euro dabei sein.

Dresdner Schiffler nach Auftaktsieg begeistert: „Das war ein Traum“

30.08.; 20:45 Uhr: Das Lächeln bekam Alexander Schiffler im langen Gang zwischen der Arena und der Umkleide nicht aus dem Gesicht. Für die LVZ nahm er sich etwas Zeit, bevor er dem Großteil seines Teams hinterher eilte, um den 3:0-Sieg gegen Brasilien im ersten Gruppenspiel etwas zu feiern. „Der zweite Satz hatte seine Höhen und Tiefen“, eröffnete der 42-Jährige seine Analyse. „Wir sind unglaublich gut in den ersten Satz gestartet, da war es dann die große Aufgabe, dranzubleiben und den Fokus zu behalten.“ Der war ihnen jedoch im zweiten Satz kurz abhandengekommen, was wiederum einen 14:21-Rückstand zur Folge hatte.

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„Die Brasilianer haben es gut gemacht“, befand der Spieler vom Dresdner SC. Allerdings habe man es ihnen im Block auch etwas zu leicht gemacht, da die ersten Bälle nicht gut genug ans Netz gestellt wurden, der deutsche Angriff somit zu berechenbar wurde. „Als Team haben wir uns in diesen Satz toll zurückgekämpft. Wir hatten drei Satzbälle, haben dann einen davon zum 31:29 gemacht – das war ein Traum und der finale Dolchstolz für die Brasilianer“, so Schiffler, dem dabei auch die Unterstützung von den Rängen geholfen hat.

„Das ist etwas ganz Besonderes, vor so vielen Menschen zu spielen. Wir müssen das genießen, versuchen die Stimmung der Zuschauer aufzunehmen, uns davon pushen zu lassen. Aber die Situation ist für uns leider Gottes nicht so oft da – umso schöner ist es hier!“, erklärt der Volleyballer, dem der rechte Unterschenkel fehlt. Dass er in Paris bereits zum sechsten Mal auf dem Paralympics-Parkett sitzt, fällt ihm selbst noch etwas schwer zu glauben. „Die Jahre vergehen, es geht alles wahnsinnig schnell. Irgendwann habe ich selbst feststellen müssen, es sind die sechsten Paralympics – das bedeutet 24 Jahre in diesem Sport auf höchstem Niveau. Ich bin unglaublich froh, dass der Körper so gut mitgehalten hat.“

Eben jener Körper soll nun auch in den nächsten Matches abliefern, die Gruppenspiele gegen Ukraine (Sonntag, 18 Uhr) und Iran (Dienstag, 12 Uhr) gewinnen. „Jetzt wollen wir diese Chance nutzen, in der Gruppe soweit oben wie möglich abschließen, um in den Genuss von Medaillenspielen zu kommen“, stellt Schiffler klar.

Deutsche Rollstuhlrugby-Team verliert auch das zweite Spiel

30.08.; 20:00 Uhr: Die deutschen Rollstuhlrugby-Cracks haben wie schon zum Auftakt gegen Japan auch ihr zweites Spiel in Paris verloren. Gegen Kanada hieß es für das Team mit den Leipzigern Josco Wilke und Jens Sauerbier 47:54. Damit haben die Deutschen nur noch eine theoretische Chance auf das Halbfinale. Allerdings ist ein hoher Sieg am Samstag gegen Top-Favorit USA unwahrscheinlich.

Die schwarz-rot-goldene Mannschaft hielt gegen Kanada anfangs super mit, verschlief aber das zweite Viertel. Am Ende bäumten sich Vielspieler Wilke und Co. auf und verkürzten in dem spannenden Match auf drei Punkte.

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Dresdner Sitzvolleyballer gewinnen zum Einstieg

30.08.; 19:30 Uhr: So sieht ein gelungener Einstieg aus! Die ersten sieben Punkte der Auftaktpartie gegen Brasilien hatte sich allesamt das deutsche Team geschnappt. Es hallte „Monsterblock“ und „Ace, Ace“ durch die North Paris Arena, wo mehrere Hundert der insgesamt 3752 Fans in Schwar-Rot-Gold ihre Mannschaft von Beginn an in Richtung Sieg jubelten – doch im zweiten Satz sollte es noch mal richtig spannend werden! Mit dem 3:0-Sieg (25:16, 31:29, 25:19) sicherte sich das Team von Bundestrainer Christoph Herzog die ersten drei Punkte im Turnier.

Mit auf dem 10×6 Meter großen Feld beziehungsweise der Bank daneben saßen auch die beiden Dresdner Alexander Schiffler und Florian Singer, wobei ersterer die Einsatzzeit erhielt. Immer wieder schmetterte der 42-Jährige die Bälle über das 1,15 Meter hohe Netz oder stellte geschickt zu seinen Teamkollegen. Seine wichtige Rolle im Team kommt nicht von ungefähr: Nur Kapitän Jürgen Schrapp bringt mehr Erfahrung als Schiffler mit, der bereits zum sechsten Mal bei den Paralympics dabei ist.

Hatte das deutsche Team im ersten Satz nicht einmal einen Hauch der Zweifel zugelassen, wurde es im zweiten richtig eng. Dem frühen 3:5-Rückstand liefen Schiffler und Co. lange hinter, gerieten beim 14:21 so richtig in Bedrängnis. Ein taktisches Timeout später war Schwarz-Rot-Gold wieder fokussiert, holte zum 23:23 auf und gewann das Ding unter tosendem Applaus noch mit 31:29. Danach ließ sich das Herzog-Team auch den dritten Satz nicht mehr nehmen.

Sieg trotz Niederlage: Große Bühne für Leipzigs Rollstuhlrugby-Asse

29.08.; 21:50 Uhr: Zum Auftakt in die Paralympics gab es für Deutschlands Rollstuhlrugby-Team eine Niederlage. Die XXL-Spielstätte war für die Leipziger Josco Wilke und Jens Sauerbier dennoch ein Gewinn – und macht Lust auf mehr. Hier gibt es Infos und erste Reaktionen.

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Sorgen um Strömung, Bakterien und Wetter: Triathlon verschoben

29.08.; 18 Uhr: Beim Anbaden am Donnerstagvormittag versüßte die Sonne den paralympischen Triathleten den bitteren Beigeschmack beim Sprung in die Seine. Die Debatten waren nach den olympischen Wettkämpfen vor gut drei Wochen nicht abgerissen, sowohl die starke Strömung als auch die grenzwertige Bakterienbelastung hatte den Athletinnen und Athleten zu schaffen gemacht. Kurz vor dem Triathlon der Para-Asse wachsen die Sorgen um den Austragungsort erneut, da der erwartete Regen der kommenden Tage beide Probleme wohl weiter verschärfen dürfte.

Der Veranstalter hat deshalb durchgegriffen, alle Wettkämpfe neu angesetzt und den Montag aus dem Kalender gestrichen. Alle elf Startklassen gehen nun bereits am Sonntag an den Start. Für die Leipziger Martin Schulz und Max Gelhaar ändert sich zwar nicht das Datum, aber die Startzeiten. Gelhaar (PTS3) wird gut eine Stunde später gegen 9.25 Uhr ins Wasser springen, Schulz (PTS5) sogar erst am Mittag. Für ihn geht es ab 12.20 Uhr um seinen dritten Titel in Folge.

Sollte sich die Strömung bis dahin nicht deutlich steigern, ist Bundestrainer Tom Kosmehl unbesorgt. Der Coach traut es den beiden Leipzigern locker zu, gegen die Fluten anzukämpfen. Beim Streckentest am Morgen habe alles gut funktioniert, das Team einen guten Eindruck der Strecke bekommen. „Ich denke, dass es für alle machbar ist. Natürlich haben Sportler, die keine hohe Schwimmgeschwindigkeit haben, damit gut zu tun. Aber ich bin zuversichtlich, dass 99 Prozent der Sportler durchkommen werden, teils mit mehr, teils mit weniger Aufwand“, so der Trainer.

Jürgen Klopp bringt weniger Glück als erhofft

29.08.; 16:06 Uhr: In seiner Rolle als Glücksbringer konnte Jürgen Klopp nicht gleich glänzen. Zu chancenlos war sein langjähriger Freund Wojtek Czyz in dessen Badminton-Auftaktspiel bei den Paralympics. „Ich muss mal schauen, ob er noch einmal vorbeikommen darf. Das war kein erfolgreicher Tag für mich. Vielleicht war er ja der Grund“, sagte Czyz, der bei Paralympischen Spielen schon viermal Gold in der Leichtathletik für Deutschland holte und inzwischen für Neuseeland startet. Im Weitsprung war er auch schon beim Indoor Meeting in der Arena Leipzig gestartet.

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Fußball-Erfolgstrainer Klopp nahm den scherzhaft gemeinten Vorwurf humorvoll auf und zeigte seine bekannten Motivationskünste. „Abwarten, abwarten. Das war erst der Start in die Paralympics, nicht das Ende“, sagte der 57-Jährige. „Es ist großartig, hier zu sein, ich habe alle sieben Punkte von ihm genossen. Nein, ich saß neben seiner Frau Elena und wir hatten beide Tränen in den Augen.“ Vor Stolz. Schließlich ist allein schon Czyzs Qualifikation als Erfolg zu werten.

Jürgen Klopp (l.) und Para-Badmintonspieler Wojtek Czyz in der Mixed Zone nach dem ersten Spiel von Czyz bei den Paralympics in Paris.

Dem 44-Jährigen musste nach einem Zusammenstoß bei einem Fußballspiel der linke Unterschenkel amputiert werden. Kurz zuvor hatte er mit 21 Jahren seinen ersten Profivertrag unterschrieben. In der Reha lernten sich Czyz und Klopp dann kennen und später spielte der gebürtige Pole in einem Benefizspiel für den 1. FC Kaiserslautern gegen den von Klopp trainierten FSV Mainz 05. „Es ist nicht so, dass wir uns jetzt jeden Tag anrufen. Aber wir kennen uns seit 23 Jahren“, sagte Klopp. „Es ist lustig, wir haben uns dann erst einmal wieder aus den Augen verloren, bis wir uns zufällig 2015 im Hafen von Lissabon wiedertrafen. Wojtek hat dort Frisbee gespielt.“

In Paris nutzt der sichtlich erholte und von der Sonne gebräunte Klopp die freie Zeit auch dazu, um ein Statement für Inklusion zu setzen. Schon bei der Eröffnungszeremonie saß er auf der Tribüne am Place de la Concorde und verfolgte die Show. „Es war wie ein Taylor-Swift-Konzert – überragend. Es war nur eineinhalb Stunden zu lang für meinen Geschmack. Am Schluss habe ich gedacht, die Athleten müssen doch heim, die müssen schlafen, um fit für den Wettkampf zu sein“, sagte er.

Sachsens Paralympics-Asse starten in ihre Wettkämpfe

29.08.; 15:30 Uhr: In wenigen Stunden ist es soweit, dann starten die ersten sächsischen Sportler in ihre Wettkämpfe bei den Paralympics. Den Auftakt machen die Rollstuhlrugbyspieler, die mit der Nationalmannschaft ab 19.30 Uhr gegen Japan gefordert sind. Den beiden Leipzigern Josco Wilke und Jens Sauerbier steht mit dem Team von Bundestrainer Christoph Werner ein schweres Match bevor. Eine klare Favoritenrolle gibt es nicht.

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Gespielt wird in der Arena Champ-de-Mars, weniger als einen Kilometer vom Eiffelturm entfernt. Die Halle ist ausverkauft, wobei ein großer Anteil der Fans vermutlich vor allem für die frühere Partie anreist – um 17.30 Uhr trifft hier Dänemark auf Gastgeber Frankreich, Tickets gelten gleich für beide Spiele. Live im TV wird das Spiel in Deutschland nicht gezeigt, dafür aber in voller Länge im Stream des ZDF. Die Übertragung beginnt um 19.20 Uhr, die Kommentatoren Alexander Kramer und Jörg Holzem begleiten die Partie.

Am Freitag ziehen dann die Sitzvolleyballer nach. Für die beiden Dresdner Alexander Schiffler und Florian Singer geht es ab 18 Uhr in der North Paris Arena gegen Brasilien.

Verena Schott verpasst Finale über 50 Meter Freistil

29.08.; 14 Uhr: Die Trauben hängen hoch bei den Paralympics – gerade im Schwimmbecken aufgrund der weltweit starken Konkurrenz. Einen Rückschlag musste die querschnittsgelähmte Verena Schott bei ihrem ersten Start in Paris hinnehmen. Die aus Bennewitz bei Wurzen stammende und inzwischen von Berlin nach Potsdam gewechselte Schwimmerin verpasste als Sechste in ihrem Vorlauf das Finale über 50 Meter Freistil.

Die 35-Jährige hat in den kommenden Tagen aber noch einige Chancen auf Top-Platzierungen, ihre Spezialstrecken kommen noch. Seit 2012 in London sammelte die gebürtige Greifswalderin bereits vier Plaketten bei den Paralympics im Lagen- und Brustschwimmen.

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„Gänsehaut pur“ – Leipziger Sportler schwärmen von der Zeremonie

29.08.; 11 Uhr: Leipzigs Rollstuhlrugby-Ass Jens Sauerbier ist sich absolut sicher: „Die Eröffnungsfeier war einmalig. Sie wird mir auf jeden Fall für den Rest meines Lebens in Erinnerung bleiben!“ Dass der 37-Jährige erst gegen 1 Uhr zurück im Olympischen Dorf war, nimmt er gelassen. Optimal sei das nicht, doch für die großartige Veranstaltung habe sich das gelohnt, befindet der Leistungssportler aus der Messestadt gegenüber der LVZ. Ein Höhepunkt des gebürtigen Magdeburgers: „Die Rede von Andrew Parsons, dem IPC-Präsidenten, wird auch in Erinnerung bleiben. Er hat die Inklusions-Revolution ausgerufen – das waren starke Worte.“

Noch größere Worte für die spektakuläre Auftaktveranstaltung der Paralympics steuerte Fahnenträger Martin Schulz bei. Der Leipziger Para-Triathlet, der in Paris seine dritte Goldmedaille holen möchte, sendete mitten in der Nacht eine emotionale Sprachnachricht an das Podcast-Gespann von Team Deutschland: „Das war sehr berührend. Als wir über die Champs-Élysées gelaufen sind, hatte ich die eine oder andere Träne im Auge.“ Der 34-Jährige spricht von „Gänsehaut pur“ und von der großen Ehre, die er erleben durfte. Dann legt er noch einen drauf und lacht: „Ich fand‘s besser als bei den Olympischen Spielen.“

Nur ein Aspekt war für zahlreiche Sportler nicht optimal: die Temperaturen. „Ich habe bestimmt einen Liter Wasser über mich gekippt, weil es so warm war. Der Place de la Concorde ist komplett versiegelt, genau wie der Wartebereich im Olympischen Dorf“, berichtet Sauerbier. Der Leipziger ist seit einem schweren Verkehrsunfall querschnittgelähmt, hat einen Maximalpuls von 120 und kann nicht schwitzen. Wenn der 37-Jährige also sagt: „Ich bin ziemlich hitzeanfällig“, dann ist das noch eine Untertreibung. Der Nachschub: „Ich bin fast gestorben“, war dann aber doch als Witz gemeint.

450 Euro für Ticket: Familie von Rugby-Crack Wilke trotzdem begeistert

29.08.; 8:15 Uhr: Es ist ein familiärer Fanclub in XXL-Größe: Elf restlos begeisterte Angehörige des Leipzigers Josco Wilke lassen es sich nicht nehmen, ihren Rollstuhl-Rugby-Star bei den Paralympics in Paris live vor Ort anzufeuern. Die jüngsten Fans – Nichte und Neffe – sind drei und fünf Jahre alt. Außerdem sind Mama, Papa, Oma, Tante, Onkel, Cousine, Schwager und beste Freundin der Familie mit dem Zug angereist.

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Nicht zu vergessen ist Joscos Schwester Joceline, die immer an der Seite des 23-Jährigen ist und ihm vor allem nach seinem Rückenmarksinfarkt und der damit verbundenen Querschnittslähmung in jeder Lebenslage eine große Hilfe war und ist. Joceline hat sich extra für Paris eine schwarz-rot-goldene Haarpracht gebastelt und war bei der Eröffnung ein echter Hingucker.

Die Bahn hatte zwar schon in Leipzig Verspätung, dennoch schaffte die Wilke-Familie den „Ritt“ nach Paris am Dienstag innerhalb von 13 Stunden, weil alle beim Umstieg in Köln einen Sprint hinlegten. Acht der Leipziger Touristen ließen sich die Eröffnungsfeier am Donnerstag nicht entgehen. Dafür kostete das Ticket satte 450 Euro. „Aber das war uns egal. Es bedeutete uns unheimlich viel, unserem Olympioniken beim Einmarsch zuzujubeln und die Show live zu sehen“, sagte Mama Jana. Die Rugby-Tickets hatte sich der Fanclub schon im April gesichert, sie sind mit 15 bis 40 Euro vergleichsweise preiswert.

Zeichen der Vielfalt: Leipzigs Martin Schulz erlebt bunte Paralympics-Eröffnung

28.08.; 22:05 Uhr: Farbenfroh, inklusiv, weltoffen – so präsentiert sich Paris bei der Eröffnungsfeier der Paralympischen Spiele. Die Zeremonie sollte Olympia nicht kopieren, aber ebenbürtig sein. Haben die Veranstalter Wort gehalten? Mehr dazu hier.

Deutsches Aufgebot auf Place de la Concorde angekommen

28.08.; 20:51 Uhr: Angeführt von Edina Müller und Martin Schulz hat Deutschland um 20.25 Uhr als vierte von insgesamt 168 Nationen die eindrucksvolle Kulisse bei der Eröffnungszeremonie der Paralympischen Spiele auf der Place de la Concorde in Paris genießen dürfen. Die querschnittgelähmte Kanutin und der Triathlet, dem von Geburt an der linke Unterarm fehlt, wurden tags zuvor von ihren Teammitgliedern zu den Fahnenträgern bestimmt und gehören zu den großen Medaillenhoffnungen des Deutschen Behindertensportverbandes.

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Der Weg der deutschen Athleten und Guides führte über die Avenue des Champs-Élysées hin zum größten Platz der französischen Hauptstadt, an dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf der Tribüne die DBS-Delegation erwartete. Anders als bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele Ende Juli, als Starkregen die Party-Stimmung beeinträchtigt hatte, herrschten bei strahlendem Sonnenschein sommerliche Temperaturen.

Leipzigs Max Gelhaar verzichtet auf Eröffnungsfeier

28.08.; 18:20 Uhr: Die Zahlen sind beeindruckend: 143 Athletinnen und Athleten sowie fünf Guides hat Deutschland zu den Paralympischen Spielen entsandt. Viele von ihnen werden am Mittwochabend ab 20 Uhr bei der Eröffnungszeremonie teilnehmen und mit rund 5000 anderen Sport-Helden aus über 160 Ländern die prunkvolle Champs Élysées entlanggehen. Der Leipziger Para-Triathlon-Starter Max Gelhaar verzichtet lieber auf das Spektakel, verbringt einen deutlich ruhigeren Abend. Der 26-Jährige wolle die Menschenmengen lieber meiden und fügte vorab hinzu: „Das Rumstehen ist auch nicht so gut.“ Die Zeremonie soll gut drei Stunden andauern und passt sicherlich nicht in die Trainings- und Regenerationspläne aller Athletinnen und Athleten.

Polizeiaufgebot schützt Start der Paralympics in Paris

28.08.; 17:18 Uhr: Die Paralympischen Spiele in Paris werden wie zuvor bereits die Olympischen Spiele von einem Großaufgebot an Sicherheitskräften geschützt. Um die Sicherheit der über drei Millionen Besucher und der Athleten zu gewährleisten, seien 25.000 Polizeibeamte, 8.000 Militärkräfte der Antiterroreinheit Sentinelle sowie 10.000 private Sicherheitskräfte im Einsatz, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin in Paris.

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„Es gibt keine charakteristische Bedrohung, die die Paralympischen Spiele betrifft, aber es ist klar, dass wir extrem vorsichtig und konzentriert bleiben müssen“, sagte Darmanin. „Europa im Allgemeinen und insbesondere Frankreich stehen unter der Bedrohung des islamistischen Terrorismus.“ Zu den Sicherheitsvorkehrungen gehöre die rechtliche Befugnis der Polizei, sämtliche Besucher der Sportstätten zu durchsuchen und ebenso die Zuschauer der Eröffnungszeremonie.

Leipziger Parasportler kritisiert Förderung

28.08.; 16:30 Uhr: Lediglich 90 Euro im Monat erhielt der Leipziger Rollstuhlrugbyspieler Jens Sauerbier, als er für seinen Sport erstmals gefördert wurde. Seither hat sich einiges getan, doch noch immer sind die Unterschiede zu den olympischen Sportarten gewaltig. Eine Bestandsaufnahme gibt es hier.

Neue Aufgaben für Fahnenträger Martin Schulz

28.08.; 10:15 Uhr: Für den Leipziger Martin Schulz vom SC DHfK sind es bereits die vierten Spiele. In London 2012 war er noch als Schwimmer dabei, seit 2016 in Rio ist er der Gold-Triathlet aus der Messestadt. Zwei Teilnahmen, zwei Siege. Eine perfekte Quote. Doch für seine neueste Aufgabe bei den Paralympics bringt Schulz die geballte Erfahrung aus dem vergangenen Jahrzehnt nur wenig. Zusammen mit der Para-Kanutin Edina Müller wird er am Mittwochabend (ab 20 Uhr/ ZDF) bei der Eröffnungszeremonie von der Champs-Elysées bis zum Place de la Concorde die deutsche Fahne tragen. Der LVZ gegenüber zeigt sich Schulz bereits etwas nervös: „Ich war in den vergangenen Tagen ganz schön aufgeregt. Natürlich nicht nur wegen der Fahnenträger-Aufgabe, aber die erhöht die Aufmerksamkeit noch einmal.“

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Doch nicht nur die Aufmerksamkeit steigt, auch die Aufgaben. Gleich nach seiner Verkündung am Dienstag standen reichlich Termine an, Medien, Sponsoren und Verantwortliche wollten im Deutschen Haus mit dem Leipziger sprechen, erst gegen 22 Uhr war der 34-Jährige zurück im Olympischen Dorf. „Es kommen noch einige Termine hinzu, nach der Eröffnungsfeier steht zum Beispiel gleich ein zusätzliches TV-Interview an. Es ist schon eine kleine Herausforderung, weil auch die Trainingszeiten ein bisschen verschoben werden müssen“, verrät der gebürtige Oschatzer.

Die Prioritäten des Ausnahmeathleten, dem seit seiner Geburt der linke Unterarm fehlt, sind dennoch klar gesteckt: Die optimale Vorbereitung steht an erster Stelle. „Ganz wichtig ist natürlich, dass ich noch irgendwann zum Schlafen komme“, stellt er klar. Bis zu seinem Start am Sonntag (10.10 Uhr) sollte der Trubel zum Glück etwas abnehmen und noch genug Zeit für das eine oder andere Nickerchen bleiben.

LVZ